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Herz Jesu, ich vertraue auf Dich!

Das Vertrauen zum Herzen Jesu ist nicht bloß nützlich, sondern ist ein essentieller Bestandteil unserer persönlichen Beziehung zu Ihm

Das Stoßgebet „Herz Jesu, ich vertraue auf Dich“ finden wir sehr oft in Abbildungen des Herzens Jesu, insbesondere unter dem Bild, das mit Hilfe der Anleitungen der Hl. Faustyna Kowalska angefertigt wurde. Und überhaupt ruft uns die Kirche dazu auf, Vertrauen in Gott, in die Muttergottes, in die Göttliche Vorsehung zu haben.

In der Tat ist diese Tugend äußerst wichtig, denn ohne sie ist es nicht möglich, zu Gott eine persönliche Beziehung aufzubauen. Ohne Vertrauen bleibt Gott ein Wesen außerhalb des realen und alltäglichen Leben, etwa so, wie sich die Agnostiker Gott vorstellten: Als den Schöpfer des Universums, aber völlig am weiteren Geschehen seiner Geschöpfe – Menschen und sonstige - desinteressiert.

Kein Gläubiger wird heute meinen, Gott hätte alles Erschaffen um sich danach sich zurückzuziehen und nicht mehr einzugreifen. Wohl kaum ein praktizierender Katholik, vor allem die, die eine Verehrung zum Herzen Jesu haben, werden so denken. Doch in einer Welt, in der alles geplant wird und man alle möglichen Widrigkeiten wie Schicksalsschläge, Krankheiten, Naturkatastrophen, Unfälle usw. vorauszusehen versucht und sich entsprechend dagegen absichert neigen wir unwillkürlich und unbeabsichtigt dazu dazu, mehr Vertrauen in uns selbst, in die Krankenkasse, in die Sozialversicherung, in den Staat, als in Gott zu haben. Aber nicht nur das: Wir in Deutschland leben in einer Welt, die den Anspruch hat, nichts dem Zufall zu überlassen. Wir leben in einer äußerst risikoscheuen Gesellschaft, die sich der Illusion hingibt, daß sämtliche Härten im Leben vermeidbar sind, wenn man sich davor absichert.

Doch früher, als der Großteil der Bevölkerung auf dem Land lebte und von der Landwirtschaft materiell abhängig war, wußten die Menschen, wie die Natur dem menschlichen Plänen schnell ein Strich durch die Rechnung machen konnte. Hagel, Ungewitter, Dürre, Krankheiten konnten ganze Ernten und Herden vernichten. Der moderne Mensch, der seinen Obst und sein Gemüse im Aldi kauft, kriegt gar nicht mit, ob irgendwo eine Überschwemmung oder eine Dürre eine Ernte zerstört hat, denn er weiß kaum, wo die Äpfel und Birnen, die er jeden Tag und zu jeder Jahreszeit ißt, überhaupt gewachsen sind. Der moderne Mensch lebt unter der Illusion, daß dank der Technik alles planbar geworden ist und dadurch alle Risiken überwunden werden können.

Wer so denkt und sein Leben danach gestaltet, kann versucht sein, Gott zu vergessen und so zu leben, als ob es Ihn nicht geben würde – auch dann wenn der betreffende glaubt und seinen Glauben auch praktiziert. Aber im Alltag kann Gott leicht verdrängt werden. Das ist unsererseits nicht nur undankbar Gott gegenüber, sondern ebenso ein großer Schaden für unsere Beziehung zu Gott, also unser für spirituelles Leben. Denn der Aufruf der Kirche, uns vertrauensvoll Gott hinzugeben, beabsichtigt auch, daß wir unsere absolute Abhängigkeit von Ihm annehmen und bezeugen, daß wir im Bewußtsein leben, daß wir ohne Ihn gar nicht existieren würden. Würde Gott nur eine Sekunde schlafen, so würde das ganze Universum aufhören, zu existieren. Unser Leben, unsere Existenz, wird immerfort von Gott aufrecht erhalten und nicht von der Krankenkasse, nicht von der Sozialversicherung, nicht vom Aldi.

In Matthäus 10, 30 heißt es: „Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt“. Damit soll zum Ausdruck kommen, daß Gott alles, aber auch wirklich alles über uns weiß. Er begleitet uns in unser Leben. Unsere Leben, unsere persönlich Biographie, unsere eigene Lebensgeschichte werden von Gott selbst begleitet. Er führt uns und immer wieder schreitet Gott ein, um unser Leben in eine bestimmte Richtung zu lenken. Mit dem Wort Berufung meint die Kirche im engeren Sinne den Ruf eines Menschen, ein gottgeweihtes Leben als Priester oder als Ordensmann- oder Frau zu folgen. Aber im weiten Sinne des Wortes hat jeder Mensch eine Berufung, denn jeden ruft Gott, etwas Bestimmtes, etwas Konkretes in Seinem Plan zu erfüllen – wir müssen diesem Ruf nur folgen. Wenn wir Vertrauen haben, wenn wir das Vertrauen in Gott pflegen als essentieller Bestandteil unserer Beziehung zu Gott, werden wir mit der Zeit und mit der Erfahrung lernen, was Gott von uns will, wie Er unsere Schritte lenkt.

Wie man sein Leben mit dieser Einstellung gestaltet, haben uns alle Heiligen in allen Jahrhunderten vorgelebt. Doch vor allem bei den großen Ordensgründern wird deutlich, wie das Vertrauen auf Gott Menschen zu Projekten anregt, wofür sie ansonsten kaum die Vision und den Mut aufgebracht hätten. Bewundern wir das das Vertrauen von Franz von Assisi. Hätte irgend jemand ahnen können, daß er so Großes leisten würde, nachdem er sich von den Reichtümern seiner Familie getrennt hatte. Oder betrachten wir das Vertrauen eines hl. Ignatius von Loyola, der viele seiner besten Jesuiten nach dem neu entdeckten Kontinent Amerika schickte, obwohl die Entfaltungsmöglichkeiten für seine Gründung in Europa wesentlich größer waren. Das Leben von Klemens Maria Hofbauer war eine Folge von kolossalen Mißglücksfälle, bevor er sein Apostolat in Wien entfaltete und somit zum „Apostel Wiens“ wurde – jeder andere Mensch, der nicht sein Gottesvertrauen besessen hätte, hätte aufgegeben und als gebrochener Mensch sein leben abgeschlossen.

Unmittelbar vor Seiner Himmelfahrt sagte der Heiland zu den Aposteln: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Markus 16, 15). Das war ein klarer Auftrag an die Apostel. Doch wie knapp dieser Auftrag war! Er hat nicht gesagt, wohin sie zuerst reisen sollten. Auch nicht, woher sie das nötige Geld und sonstige materiellen Mittel nehmen sollten, um diesen Auftrag erfüllen zu können. Ebensowenig werden die Methoden erläutert. Wie soll man diese oder jene Schwierigkeit überwinden? Was soll man antworten, wenn die Angesprochenen diese oder jene Frage stellen? Rein rational gesehen war dieser Auftrag nur dann zu erfüllen, wenn der Heiland selbst, wahrer Gott und wahrer Mensch, also allwissend und allmächtig, ihnen permanent beistehen würde: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28, 20). Ohne Vertrauen und ohne eine ständige lebendige Beziehung zu Gott wäre Christi Auftrag an die Apostel und an die Kirche nicht nur unrealisierbar, sondern völlig irrational, geradezu verrückt gewesen.

Diese Tatsache ist notwendig zu betonen, denn viele Menschen haben heute etwa folgende Geisteshaltung: „Ich darf in nichts vertrauen, außer in mir. Ich kann nur über das sicher sein, worüber ich mich selber informiert und ich selber studiert habe.“ Viele Menschen denken heutzutage so und verkennen völlig, daß das unmöglich ist: Wenn ich nicht vertrauen würde, daß das, was mir Medien wie Tageszeitung oder Fernsehen berichten, wahr ist, wäre es nicht nur sinnlos sich zu informieren, sondern würde auch mein Leben erheblich erschweren. Auch muß ich jeden Tag vertrauen, daß mein Essen mich nicht krank macht – kaum jemand hat die Möglichkeiten, das selber nachzuprüfen. Steige ich in ein Flugzeug oder in einen Zug, vertraue ich, daß der Pilot oder der Zugfahrer sich nicht betrinken wird.

Sie sehen selbst: Ohne Vertrauen, könnten wir gar nicht leben. Der extreme Mangel an Vertrauen führt im normalen leben sogar zu psychischen Krankheiten. Personen, die chronisch mißtrauisch sind, leiden leicht an Verfolgungsangst oder an sozialer Phobie, also eine übertriebene Angst vor der Kritik anderer. Menschen, die chronisches Mißtrauen haben, daß ihnen irgend etwas fehlen wird, neigen dazu, geizig zu werden und völlig unnütze Dinge zu sammeln, etwa Plastiktüten aus dem Supermarkt oder alte Konservengläser.

Das bedeutet nicht, daß man mit naiven Augen durch die Welt gehen soll. Ein gewisses Maß an Mißtrauen ist richtig, aber vor allzu großen Mißtrauen sollte man mißtrauisch sein. Wichtig ist, daß man Vertrauen in die Personen haben muß, die unser Vertrauen verdienen: Zuallererst sind das das Herz Jesu und die Muttergottes.

Doch das ist nicht immer einfach. Denn zu vertrauen, wirklich zu vertrauen, erfordert, daß man sich hingibt, daß man von sich selbst losläßt und sich in die Hände des Herzens Jesu begibt. Wenn wir das aber so schaffen, wie das die Heiligen geschafft haben, werden wir nicht nur laufen, sondern fliegen lernen; wir werden mit den Flügen des Heiligen Geistes auf den Wogen der Göttlichen Vorsehung fliegen. Die Heiligen, die auf ihr altes Leben zurückblickten, hatten von diesem etwa den Eindruck, den wir von der Welt haben, wenn wir in einem Flugzeug sitzend auf sie herabschauen. Es kommt uns alles klein und unbedeutend vor. Das Vertrauen, macht uns aber großherzig, öffnet unsere Horizonte, gibt uns neue Perspektiven, ermöglicht es, daß wir Dinge wahrer Größe vollbringen, auch, wenn sie in den Augen der Welt unbedeutend erscheinen mögen. Folgen wir deshalb dem Beispiel dieser Heiligen und beten wir zum Herzen Jesu: „Herz Jesu, ich vertraue; hilf meinem Mangel an Vertrauen!“

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