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Elias der Feurige


Renato Vasconcelos

Die Geschichte der Menschheit ist auf die Geschichte der Erlösung ausgerichtet. Die Achse der Geschichte kommt im Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen den Kindern des Lichts und den Kindern der Dunkelheit, zwischen denen, die sich an Gott halten, und denen die dem Teufel folgen, zum Ausdruck. In diesem Kampf, der bis zum Ende der Zeiten anhalten wird, nimmt der heilige Elias, der Gründer des Karmeliterordens, einen einzigartigen Platz ein. Als unbändiger Kämpfer gegen die Götzen seiner Zeit wurde er von Gott in einem feurigen Wagen hinweggeführt und wird am Ende der Zeiten wiederkehren, um den Antichrist zu bekämpfen.

Nach den Worten des heiligen Bernhard war Elias „Vorbild der Gerechtigkeit, Spiegel der Heiligkeit, Beispiel der Frömmigkeit, der Beschützer der Wahrheit, der Verteidiger des Glaubens, der Lehrer Israels, der Lehrmeister der Ungebildeten, der Hort der Bedrängten, der Anwalt der Armen, der Arm der Witwen, das Auge der Blinden, die Zunge der Stummen, der Rächer der Frevel, der Schrecken der Bösen, der Ruhm der Guten, die Rute der Mächtigen, der Hammer der Tyrannen, der Vater der Könige, das Salz der Erde, das Licht des Erdkreises, der Prophet des Allmächtigen, der Vorläufer Christi, der Gott Achabs, die Furcht der Baal-Anhänger, der Blitzstrahl der Götzendiener“. (De Consideratione, lib. IV, in fine, apud Cornelii a Lapide, Commentaria in Scripturam Sacram, In Librum III Regum, Cap. XVII)

Elias‘ Eingreifen

Im 9. Jahrhundert v. Chr., als Elias lebte, war das von Gott dem Moses verheißene Land in zwei Reiche aufgeteilt: Israel und Juda. Das Nordreich, Israel, war dem Götzendienst verfallen und betete zu Baal, dem Gott der Unzucht, dem auf Befehl des Königs Achab und seiner Frau Jezabel 850 Priester zu Diensten standen.

Ergriffen vom Eifer für die Sache Gottes, steht Elias auf und kündigt dem der Abgötterei verfallenen König an: „So wahr der Herr, der Gott Israels lebt, in dessen Dienst ich stehe, in diesen Jahren soll weder Tau noch Regen fallen, es sei denn auf mein Wort hin“ (3 Kg 17,1) Dann zieht er sich in die Wüste zurück, wohin ihm Raben die notwendige Nahrung bringen.

Von nun an verschließt sich der Himmel und wird schwer wie Blei, die Erde trocknet aus, das Wasser der Flüsse und Bäche verdampft. Auch der Bach, aus dem Elias zu trinken pflegt, vertrocknet. Der Prophet spürt am eigenen Leibe die Israel auferlegte, schreckliche Strafe.

Die erste Auferstehung in der  Geschichte

Er flüchtet nun nach Zarepta zu einer Witwe, die ihn nach Gottes Willen versorgen soll. Da sie sehr arm ist, hat sie nicht mehr als ein bisschen Mehl, um dem Propheten ein Brot zu backen. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes. Der einzige Sohn der Witwe stirbt und diese beklagt sich in ihrer Verzweiflung bei dem Gottesmann.

Elias aber antwortet ihr: „Gib mir deinen Sohn!“ Er nahm ihn von ihrem Schoß, trug ihn in das Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. Da rief er zum Herrn und sprach: „Herr, mein Gott, hast du über die Witwe, deren Gast ich bin, wirklich beschlossen, deren Sohn sterben zu lassen?“ Danach streckte er sich dreimal über den Knaben, rief zum Herrn und flehte: „Herr, mein Gott, möchte doch der Lebensgeist dieses Knaben wieder in ihn zurückkehren!“ Der Herr hörte auf des Elias Gebetsruf, und der Lebensgeist kehrte in den Knaben zurück. (3 Kg 17,22-23.

Der Sohn der Witwe von Zarepta kehrt ins Leben zurück. Es ist der erste Fall einer Wiedererweckung, von dem die Geschichte Kenntnis hat.

Der heilige Elias tritt den Baal-Propheten entgegen

Inzwischen wird die Trockenheit immer unerträglicher. Der Moment zum Eingreifen kommt näher. König Achab, der die Propheten und gläubigen Männer verfolgt, sucht Elias auf und ruft ihm zu: „Bist du es, der Israel in Verwirrung bringt?“ Und Elias antwortet: „Ich habe Israel nicht in Verwirrung gebracht, sondern du hast es getan und deine Familie, weil ihr die Gebote des Herrn verließet und du dem Baal nachgegangen bist. Nun aber schicke hin, versammle ganz Israel zu mir auf dem Berge Karmel, auch die 450 Baal-Propheten und die 400 Propheten der Fruchtbarkeitsgöttin, die vom Tische Jezabels essen!“ Achab sandte darauf zu allen Israeliten und versammelte die Propheten auf dem Berge Karmel. (3 Kg 18,17-20)

Als Elias vor den Baal-Propheten stand, hielt er dem Volke vor: „Wie lange dreht ihr euch noch nach beiden Seiten? Ist der Herr der Gott, so folgt ihm doch! Ist es aber der Baal, so folgt diesem! ... Ich allein bin als Prophet des Herrn übrig geblieben. Der Propheten Baals sind es aber 450 Mann. Man gebe uns zwei Stiere; sie sollen einen Stier wählen, ihn zerteilen und ihn auf die Holzscheite legen, ohne Feuer anzuzünden. Ich aber werde den anderen Stier herrichten und auf die Holzscheite legen und das Feuer ebenfalls nicht entzünden. Dann ruft den Namen eures Gottes an, und ich werde den Namen des Herrn anrufen. Der Gott aber, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott.“

Die Baal-Priester opfern den einen Stier, legen ihn auf die Holzscheite und rufen Stunden lang den Namen des Baal. Doch Baal antwortet ihnen nicht. „Rufet doch lauter, er ist ja ein Gott; er ist aber in Gedanken vertieft oder vielleicht ausgetreten, vielleicht schläft er auch und wacht dann auf“, so verspottet sie Elias.

Verzweifelt bringen sich die falschen Propheten Einschnitte bei, bieten dem Götzenbild Blut an. Alles umsonst. Das Blut der Götzendiener fließt, aber kein Feuer fällt vom Himmel ...

Nun errichtet Elias einen Altar aus zwölf Steinen, entsprechend der Zahl der Stämme Israels. Dann schichtet er das Holz auf, begießt es mit Wasser und legt den geopferten Stier auf den Altar. Nun richtet er sich also an Gott: „Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels! Heute soll man erkennen, dass du Gott bist in Israel und dass ich dein Knecht bin und auf dein Wort hin alles getan habe. Erhöre mich, Herr, erhöre mich, damit dieses Volk erfahre, dass du, Herr, Gott bist! Lasse also das Herz der Leute zu dir sich kehren!“ (3 Kg 18,36)

Nun aber fällt Feuer vom Himmel herab und verschlingt das Brandopfer, und zwar nicht nur den Stier, sondern auch das Holz, die Steine und sogar das Wasser. Dem Volk, das sich mit dem Gesicht zur Erde geworfen hat und „der Herr ist der Gott, der Herr ist der Gott!“ ausruft, befiehlt Elias: „Packt die Baal-Propheten, keiner von ihnen soll entkommen.“ (3 Kg 18,40)

Und nun werden die falschen Propheten des Baal am Bache Kischon niedergemacht, teils vom Volke, teils von dem in Eifer für die Sache des wahren Gottes erglühten Elias selbst. Bei dem berühmten Jesuiten und Bibelexegeten Cornelio a Lapide kann man dazu Folgendes lesen: „Wahrhaft feurig war sein Geist, feurig sein Wort, feurig seine Hand, mit der er Israel bekehrte.“

Ende der schrecklichen Trockenheit, Flucht und neue Sendung des Propheten

Elias wendet sich nun an König Achab, dem er das Ende der schrecklichen Trockenheit weissagt: „Geh hin, iss und trink, denn ich höre das Rauschen des Regens.“ Begleitet von einem Diener steigt Elias dann auf den Gipfel des Karmel, wirft sich nieder und betet um Regen, bis der Diener ihm schließlich mitteilt, dass eine kleine Wolke am Horizont zu sehen ist; und tatsächlich zieht nicht lange danach ein großes Sturmwetter herauf und ein starker Regen setzt der dreijährigen Trockenzeit ein Ende, die als Strafe für die Sünde der Idolatrie über das auserwählte Volk verhängt worden war.

Inzwischen hat Jezabel vom Tod ihrer Propheten erfahren und schwört, Elias zu töten: „Mögen die Götter mich jetzt und künftighin bestrafen: Ich will morgen um diese Zeit genauso mit dir verfahren, wie du mit dem Leben eines jeden von ihnen getan hast.“ (3 Kg 19,2)

Die Drohung Jezabels versetzt Elias in Furcht. Elias, der den Himmel verschlossen hat, der dem mächtigen König Achab entgegengetreten ist, der einen Toten auferweckt und die Baal-Propheten herausgefordert hat, Elias, dessen Namen auf Hebräisch mein Gott ist der Herr bedeutet, erzittert vor dem Zorn Jezabels. Diese Angst, meint Cornelio a Lapide, ist nicht so sehr auf die Furcht vor dem drohenden Tode zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Befürchtung, dass damit der wahre Glaube in Israel erlöschen und Baal als Sieger hervorgehen würde.

Elias flieht also in die Wüste, wo ihn ein Engel mit Wasser und Brot ernährt und ihm dann den Auftrag gibt, bis zum Berg Horeb zu ziehen. Vierzig Tage und vierzig Nächte war Elias zum Gottesberg Horeb unterwegs. Dort angekommen vernimmt er die Stimme Gottes: „Was hast du hier zu suchen, Elias?“

„Ich eifere für den Herrn, den Gott der Heerscharen“, antwortet Elias, „denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet. Ich allein blieb übrig.“

Gott spricht nun zu Elias nicht in einem Erdbeben, sondern in „einem leisen und zarten Säuseln“. Und er gibt ihm eine dreifache Sendung auf: Er soll Hasael zum König über Syrien salben, Jehu zum König über Israel und Elisäus zum Propheten „an deiner Stelle“.

Elias trifft Elisäus beim Pflügen und wirft seinen Mantel über ihn. Von diesem Augenblick an ist Elisäus ein anderer Mensch. Aus dem Bauern wird ein Prophet und Nachfolger des Propheten.

Tod Jezabels

Inzwischen hatte die mächtige Jezabel mit Gewalt den Weinberg Nabots in Besitz genommen und Nabot selbst töten lassen. Ein typisches Beispiel unrechtmäßiger Enteignung ohne Rücksicht auf das angestandene Eigentum. So lässt denn auch die Strafe Gottes nicht auf sich warten.

Gott befiehlt Elias, vor Achab hinzutreten und ihn zurechtzuweisen: „An der Stelle, wo die Hunde das Blut Nabots geleckt haben, werden die Hunde auch dein Blut auflecken.“ (3 Kg 21,19) Und der Prophet verkündet auch die Strafe Jezabels: „Die Hunde werden Jezabel auf dem Feld von Jezrael fressen.“ Voller Entsetzen tut Achab nun Buße. Gott straft ihn daraufhin nicht. Der Zorn Gottes fällt jedoch voll auf das Haupt der gottlosen Jezabel. Sie wird aus einem Fenster ihres Palastes geworfen, von den Hufen der Pferde zertreten und von Hunden aufgefressen. Als einige Diener herbeieilen, um ihren Leichnam zu bergen und zu bestatten, finden sie nur mehr den Schädel und ein paar Knochen.

Auf Achab folgt der König Achasja, der kurz nach der Thronbesteigung leidend wird und eine Gesandtschaft zum Orakel des Baal Sebub schickt. Elias trifft die Gesandten des Königs und ruft erzürnt: „Gibt es denn keinen Gott in Israel, dass ihr hingehen müsst, den Baal Sebub, den Gott von Ekron, zu befragen?“ ( 4 Kg 1,3) Und er kündigt an, dass der König nicht mehr von seiner Lagerstatt aufstehen werde.

Entrüstet schickt Achasja einen Obersten mit fünfzig Mann aus, um Elias festnehmen zu lassen. Elias aber lässt Feuer vom Himmel fallen, die Soldaten verzehrt. Der König schickt darauf einen weiteren Obersten mit fünfzig Mann, die ebenfalls vom Feuer aus dem Himmel verzehrt werden. Zum dritten Mal schickt Achasja einen Obersten mit fünfzig Soldaten. Diesmal bittet der Oberst den Propheten um Gnade, und Elias verschont ihn und seine Untergebenen. Achasja aber stirbt bereits nach einjähriger Regierungszeit.

Elias stirbt nicht, sondern wird von Gott entrückt, um am Ende der Welt wiederzukommen

Elias hat den dreifachen Auftrag Gottes erfüllt. Nun naht sich für ihn der Augenblick, die Erde zu verlassen. Für einen gewöhnlichen Menschen heißt das, dass er sterben muss. Elias, dem Propheten der großen Ausnahmen, gegenüber hegt die göttliche Vorsehung jedoch andere Pläne. In einem feurigen Wagen wird Elias von Gott an einen unbekannten Ort entrückt, vorher aber überlässt er noch Elisäus, seinem Jünger und Nachfolger, seinen Mantel.

Bei der packenden Verklärungsszene auf dem Berge Tabor erscheint Elias zusammen mit Moses an der Seite unseres Herrn. Und von dem Ort aus, an dem er sich befindet, verfolgt er die Entwicklung der Heilsgeschichte bis zum Moment seiner Wiederkunft und seines unmittelbaren Eingreifens in das Geschehen auf der Erde zur Vorbereitung der zweiten Ankunft Christi vor dem Jüngsten Gericht.

Spätestens dann wird auf Elias das Lob zutreffen, das der Heilige Geist ihm gezollt hat: „Wie ehrfurchtgebietend warst du, Elias, und wer dir gleichkommt, möge sich rühmen! Du wecktest einen Toten vom Tode auf ... Du stürztest Könige in das Grab und Hochgeehrte von ihren Lagern ... Du vernahmst am Sinai Strafbefehle und am Horeb Urteilssprüche der Rache. Du salbtest Könige für die Vergeltung und einen Propheten als Nachfolger für dich. Du wurdest im Sturm nach oben entrückt und in Feuergarben zum Himmel. Von dir steht geschrieben, du ständest bereit für die Frist, um den Zorn zu beschwichtigen, ehe er entbrennt, um der Väter Herz ihren Söhnen zuzuwenden und Jakobs Stämme wieder herzustellen. Selig, wer dich sieht und stirbt, denn auch er wird leben.“ (Sir 48,4-11)

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